Unsere Arbeitswelt wird sich in vielfältiger Art und Weise in der kommenden Dekade verändern, und zwar deswegen, weil uns auf vielfältigen Ebenen verschiedenste Transformationen bevorstehen. Wir reden nicht nur von der digitalen Transformation, sondern wir haben geopolitisch auch mit der globalen Zeitenwende zu tun. Wir reden von der Agrarwende, von der Energiewende, von der Verkehrswende. Das heißt, die ganzen Nachhaltigkeitsthemen werden auch eine immer größere Rolle spielen und die digitale Transformation wird auch weiter voranschreiten.
Und entscheidend wird nicht nur sein, dass wir Kompetenz aufbauen, wie wir mit diesen digitalen Technologien umgehen, sondern vor allem auch, wie wir die Systeme intelligent in unsere Arbeitswelten integrieren. Und das wird wahrscheinlich dazu führen, dass sich jedes einzelne Tätigkeitsprofil wandeln wird und an diese digitale Transformation am Ende anpassen muss. Gleichzeitig führen die anderen Transformationen, die parallel laufen, dazu, dass dann sich wahrscheinlich auch gewisse Paradigmen und Werte in der Gesellschaft verändern werden, die dann wiederum einen Einfluss haben auf auf die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, wie Büros gestaltet sind, wie Arbeitsplätze gestaltet sind und dort eben auch diesem Wandel der Paradigmen und der Werte auch in die Arbeitswelt bringen und den dort reflektieren.

Ländliche Regionen haben natürlich einen grundsätzlichen Vorteil, der sich sozusagen aus der Ländlichkeit ergibt. Das heißt, wir können mit naturnahen Dienstleistungen punkten. Diese werden meines Erachtens in Zukunft an Bedeutung gewinnen, gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung. Dass Menschen eben auch wieder verstärkt die Nähe zur Natur suchen, auch ganz bewusst Natur erleben wollen und strukturschwache Regionen hiermit auch als Wohnort mit Lebensqualität punkten können.
Diese Lebensqualität kann gerade auch vor dem Hintergrund eines zunehmend als stressig empfundenen Arbeitsleben auch ein wichtiger Ausgleich sein, womit strukturschwache und ländliche Regionen in Zukunft punkten könnten. Der andere Punkt, den ländliche Regionen auf jeden Fall vollziehen sollten, wäre die Identifikation von sogenannten Metakompetenzen. Dass man schaut, welche grundsätzlichen Stärken sind eigentlich in den Regionen vorhanden und wie können wir denn, wenn unsere primären Industrien einem starken Wandel unterworfen sind oder unsere bestehenden Geschäftsmodelle sich erschöpft haben, wie können wir diese Kompetenzen nutzen, um vor Ort neue Geschäftsmodelle aufzubauen, die dann auch sehr erfolgsversprechend sind und auch entsprechend dann von der Politik gefördert werden können?

Durch die zunehmende Entkopplung von Arbeit und Wohnort und auch der Überwindung der Regionalität wird sich der Wettbewerb verschärfen, weil ich natürlich jetzt einen viel größeren Zugriff auf viel mehr Personen habe, die potenziell als Mitarbeitende in Frage kommen.
Das heißt, ich muss mich da auch noch mal neu positionieren. Gerade als Arbeitgeber wird das Thema Employer Branding eine viel größere Rolle spielen. Und es gibt jetzt schon erste Schätzungen, die sagen, dass die besonders interessanten und begehrten Jobs der Zukunft eben in den neuen virtuellen Räumlichkeiten, ob man das nun Metaverse oder Web 3.0 nennt, entstehen werden. Insofern ist es wichtig, sich frühzeitig darüber klar zu machen, wofür man steht, was die eigenen Stärken sind, was man in die Waagschale werfen kann und ein Stück weit diesen alten englischen Leitsatz, das „tell me a story I want to be part of“ auch wirklich ausformuliert für die einzelne Region und die Region dort stärkt.

Also Transformationsprozesse sind immer kollektive Aushandlungsprozesse und die äußern sich nicht gleich auf der Welt, sondern die bringen in verschiedenen Regionen auch unterschiedliche Ergebnisse hervor. Das heißt, es ist wahnsinnig wichtig, dass wenn ich Transformationsprozesse anstoße, dass ich dann eben auch Menschen frühzeitig mitnehme, sie ins Boot hole über Absichten, über Notwendigkeiten, dass ich offenlege, warum überhaupt transformiert werden muss, wie sich der Wettbewerb wandelt und dann schaue, wie ich eben entsprechend diese Transformation entlang der bestehenden Unternehmenskultur hinbekomme.
Peter Drucker hat das ja so schön ausgedrückt mit dem Satz „Culture eats strategy for breakfast“ und genau das muss in Transformationsprozessen auch entsprechend berücksichtigt werden. Was nützt die allerbeste Transformations Strategie, wenn ich die Menschen nicht mitnehme? Der andere Punkt ist natürlich aus unserer Perspektive als Foresight Unternehmen unheimlich wichtig, dass Unternehmen Foresight betreiben sollten, das heißt frühzeitig zukünftigen Wandel zu antizipieren versuchen und dies auch in partizipativen Prozessen tun.
Das heißt auch hier die Mitarbeiter frühzeitig beteiligen, um eben dafür zu sensibilisieren, dass auch einmal geschaffter Wandel nicht das Ende der Fahnenstange ist, sondern dass Wandel eine gewisse Kontinuität hat und immer wieder neu notwendig ist.